Resume I

Es kann kaum ein Zufall sein, daß es in keiner Sprache der Welt die Wendung schön wie ein Flughafen gibt. Flughäfen sind häßlich!

heißt es im Roman von Douglas Adams – Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele – und ich kann dem nur zustimmen. Flughäfen sind nich dafür gemacht sich bei Ihnen  aufzuhalten, sie sind dafür gemacht sie zu verlassen. Flughafen Kos – 4 Stunden bis zum Abflug! Zeit für ein kleines Resümee.

Die Dodekanes Islands Griechenland sind aus meiner Sicht auf jeden Fall eine Reise wert. Ein kleiner Kulturschock hat mich heute bei meiner Ankunft via Fähre in Kos ereilt. Alle Inseln die ich bisher besucht habe waren frei von überladenem Tourismus. Das wenige was ich von Kos gesehen habe wirkt leider wie das Gegenteil. Das Paradies der Kite Surfer wird Kos genannt. Gemäß der aktuellen Windlage würde ich sagen das diese wahrscheinlich stimmt. Auf dem Weg vom Fährenterminal zum Busbahnhof sah ich eine endlose Aneinanderreihung von Restaurants und das erste mal seit dem ich hier bin, wurde ich angesprochen ob ich eintreten möchte. Die Fahrt mit dem Bus war visuell geprägt von einer überwiegend zugebauten Landschaft und dann weiter stadtauswärts eine Landschaft von All-Inklusive Hotels.  Der Flughafen gefüllt von Menschen in Eile und trotz all dieser Umstände finde ich in dem Restaurant, dass sich in direkter Gesellschaft zum Flughafen befindet, freundliche Mitarbeiter vor und akkurate Preise. Handy und Laptop auf dem Tisch liegen lassen inklusive Tasche – kein Problem!

Was ist also mein Rat wenn man die Inseln besuchen möchte? Nun mit dem Boot ist es sicherlich am schönsten, da einem hier die versteckten Buchten und Tavernen begegnen  die einem auf dem Landweg wahrscheinlich nicht auffallen würden. Hat man diese Möglichkeit nicht so rate ich zu folgendem:

  • Insel Hopping via Fähre ( http://www.12ne.gr/en/).
  • Motorroller leihen
  • Möglichst auf die andere Seite der Insel oder weg vom Hafen in den nächsten oder übernächsten Ort fahren.

Grundsätzlich empfehle ich alles, außer den Flug und ggf. die Fähre, vor Ort zu buchen. Man kann fast immer Handeln und das lohnt sich.

Mein Resümee zum digitalen Nomadentum:

  • Gepäck  auf ein minimum reduzieren.
    • Shampoo, Duschgel, etc. bekommt man vor Ort
    • Man kann fast überall waschen.
    • W-Lan ist fast überall möglich.
  • Einen ultrakleinen, leichten und wenig Platz verbrauchenden Schlafsack anschaffen.
  • Einen mobilen Router anschaffen
  • Einen möglichst leistungsfähigen aber kleinen W-Lan Verstärker anschaffen.
  • Ein gutes Messer mitnehmen.
  • 4 Wäscheklammern einpacken
  • Kaffe schmeck auch ohne Milch.

 

 

 

 

Panteli, schwimmen und Aqua Marina

Der Freitagmorgen startet für mich unschön, da mich eine ernste private Nachricht erreicht hat und ich gegebenenfalls meine Reise abbrechen muss. Nach dem ich also den Vormittag damit verbracht habe nach Rückreisemöglichkeiten Ausschau zu halten, hat Christiana mich mit Ihrem Besuch und der Einladung auf Ihr Boot glücklicherweise auf andere Gedanken gebracht.

Das Boot von Christina und Frank lag nun schon länger als geplant in der Werft. Es waren mehrere Problemstellen identifiziert worden, die zunächst behoben werden mussten, bevor das Boot ins Wasser kann. Zwei Tage zuvor sollte der große Moment eigentlich stattfinden, aber beim Einlassen des Bootes ins Wasser ist ein weiteres Leck aufgetaucht. Durch die Umstände ähnlich wie ich ans Land gebunden traf sich die Gelegenheit etwas Zeit miteinander zu verbringen. Christiana und Frank (N.Y.) hatten meine Sympathie sowieso schon gewonnen. Beide sehr warmherzig, witzig, offen und charmant schafften es durch ihre bloße Anwesenheit mich den Kummer des morgens und die schon etwas anstrengende Situation an Bord schnell vergessen zu lassen. Am Abend zuvor hatten wir überlegt mit Fahrrädern nach Panteli zu fahren wo es einen schönen Stand geben sollte. (Ich hatte zugegeben das ich in den vergangenen 3 Wochen noch nicht ein einziges mal schwimmen war :-)). Da ich aber kein Fahrrad dabei hatte und der Wind so stark war das ein schnelles Übersetzen mit dem Beiboot eher umständlich ist als hilfreich war, hat Christiana mich eingeladen ihr Boot zu besuchen. Soweit mein schlechtes Namesgedächtnis es zulässt ist das Boot von Christiana und Frank eine modernere Version eines Boots das durch eine traurige Geschichte populär wurde. Ein Mann der zwei junge Damen an Bord hatte geriet in einen Sturm. Die Damen wurden gerettet, der Eigner aber blieb an Bord da fälschlicherweise angenommen wurde er wäre vom Sturm ins Meer befördert worden. Das Boot wurde dann Wochen später unbeschadet viele Kilometer weiter aufgefunden. Von dem Eigner fehlte jedoch jede Spur. Die Unverwüstlichkeit des Bootes war der Grund für die Kaufentscheidung von Christiana und Frank. Ich war also gespannt dieses Boot zu sehen.  Mit ca. 12m deutlich kleiner als das Boot von Carsten fand ich es geradezu schnuckelig. Innen mit wunderschönem Teak ausgebaut, zahlreichen Staumöglichkeiten, einer kleinen Pantry und einer Achternkabine für 2 Personen perfekt für eine Tour als Paar. Passend zum Ende einer kurzen Plauderei rückte auf einmal der Kran an und der große Moment in dem das Boot ins Wasser kommt war da. Jetzt musste nur noch das Leck auch dicht sein, damit der Tour der beiden nichts mehr im Weg steht. Mit fest gedrückten Daumen habe ich den Vorgang beobachtet und tatsächlich verließen die beiden überglücklich wenige Minuten später den Hafen.

Gegen 7 Uhr haben wir uns erneut getroffen und Christiana und Frank haben mich mit dem Auto nach Panteli mit genommen. Panteli ist der nächst gelegene Ort von Lakki aus in nördlicher Richtung. Obwohl die Dämmerung schon fast einsetzte haben wir es uns nicht nehmen lassen einen kurzen Sprung ins Meer zu machen. Das Wasser war erstaunlicher weise sehr warm und kein bisschen unangenehm. Ich glaube zwar das die Menschen die in dem umliegenden Cafes saßen uns für völlig verrückt gehalten haben aber nach dem heißen und drückendem Tag tat es unglaublich gut schwimmen zu können. Trotz Salzwasser fühlte ich mich das erstmal seit Tagen in einer Form von sauber 🙂

Nach dem Besuch am Stand sind wir zu der Burgruine gefahren die man von Lakki aus oben auf dem Berg sehen kann. Leider war diese geschlossen, aber der Blick von dem Berg oben runter in die Bucht war toll. Christiana hat mir berichtet das vom Eingang der Burg aus schier endlose Stufen ins Dorf runter führen und es eine alte Dame gibt die an den geöffneten Tagen diese Stufen hoch geht um die Burg auf zu schließen und am Abend das Ritual wiederholt um die Burg wieder ab zu schließen. Der Blick von der Burg zeigte auf Aqua Marina und wir konnten das Restaurant sehen von dem Richard am Abend zuvor berichtet hatte. Das Restaurant direkt am Wasser gelegen wurde von einer alten Windmühle begleitet die untypisch in der Bucht errichtet worden war. Da wir alle nach dem Schwimmen hungrig waren, beschlossen wir dort einzukehren. Das Restaurant Mylos traditionell eingerichtet, mit einer exquisiten Auswahl an Speisen verwöhnte uns mit Decken, einen Backgammon Spiel und einem Kellner der uns in punkto Windmühle aufklären konnte. Der untypische Ort an dem sie errichtet worden war basierte auf der guten Strategie des ehemaligen Eigners. Er hatte erkannt das dort in der Bucht die besten Winde vorzufinden waren und der Transportweg des gemahlenen Guts unbeschwerlicher war als bei den Geschwistern auf dem Berg.

Sumasumarum ein wunderschöner Tag voll von Ereignissen genau das Richtige um die Sorgen des Morgens zu vergessen. Ich bin mir nicht sicher, aber da Christiana von Beruf Coach ist, habe ich vermutet das es einem Teil ihrer Profession geschuldet war das die beiden sich so lieb meiner angenommen haben. Aus dem Blickwinkel betrachtet muss ich meinen Hut vor dieser sanften Professionalität ziehen. Deshalb hinterlasse ich hier Ihre beruflichen Kontaktdaten:

Christiana Wall, MSW
Relationship Coach, PLC & NYS Certified Meditation
71 Fern Hill Rd. Ghent NY, 12075
Cell: (518)-755-4540
c.wall.email@gmail.com

Die letzten Tage an Bord waren für mich etwas anstrengend. Durch den starken Wind war das hin- und her von Land zum Boot und zurück eher beschwerlich. Viel Arbeit zwingt mich mehr oder weniger an Land, denn eine gute W-Lan Verbindung erleichtert das arbeiten sehr. On Top die etwas unterschiedlichen Lebensrhythmen von Carsten und mir und nun auch noch eine private Schwierigkeit haben mich zu dem Entschluss gebracht das es vielleicht besser für mich ist von Bord zu gehen. Da ich frühestens nächsten Dienstag oder Mittwoch zurück nach Deutschland kann, hatte ich überlegt mit der Fähre zurück nach Lipsi zu fahren und mir dort für ein paar Tage ein Zimmer zu nehmen. Die Aussicht eine Dusche, Platz, weniger komplizierte Wege, mehrere fußläufig erreichbare Strände und ein paar Tage um etwas zur Ruhe zu kommen sind eine attraktive Aussicht.  Christiana hatte vorgeschlagen am Sonntag mit allen drei Booten den Trip nach Lipsi gemeinsam zu unternehmen und dem Samstagabend in Panteli in der Paradiso Taverne zu krönen die jeden Samstagabend Livemusik anbieten. Sie war darauf gekommen da Adrian, der Mundharmonikaspieler der ein paar Tage zuvor mit ihrem Sohn gespielt hatte sie darauf hingewiesen hat. Ein Abend mit Tanz und Musik gefolgt von einem Segeltrip mit 3 Booten ist so ziemlich das Beste was ich mir als Abschluss dieser Reise vorstellen kann 🙂

Wanderparadies

Da das Wetter die letzten Tage aufgrund von starken Winden nicht zum segeln eingeladen hat, ergab es sich das ich Leros einwenig auf dem Landweg erkundet habe. Chistiana, Frank und Richard haben mir die Möglichkeit eröffnet an einem Ausflug zu den abgebauten Kanonenständen der deutschen Soldaten teilnehmen zu können. Die Geschütze waren am natürlichen Eingang der Bucht von Lakki platziert. Der Ort an sich schon beeindruckend bot eine wahnsinnige Aussicht, die an dem Abend leider durch den etwas bedeckten Himmel eingeschränkt war jedoch nicht minder schön. Die Schrauben der Geschützstände und die gesprengten Höhlen ließen erahnen was einst hier passiert sein muss und wie wichtig stark der Eingang der Bucht einst bewacht war. Wir entschieden eine etwas weiter oben gelegene Ruine näher zu erkunden und wurden dabei von einer Herde Ziegen begleitet. Der sich ankündigende Sonnenuntergang tauchte die Szene in ein sehr schönes Licht und rundete den Ausflug ab. Für Menschen die gern Wandern gehen sind die Inseln gerade zu ein Paradis. Ich habe geplant mir eine Route raus zu suchen und die Gegend mit dem Fahrrad zu erkunden sollte sich das Wetter nicht bessern. In jedem Fall war der Ausflug und die Bewegung genau das richtige nach dem ich die letzten Tage stets brav arbeitend an Land verbracht habe. Die Gesellschaft von Christiana, Frank und Richard hat sein übriges getan um den Tag zu erhellen und in Konversation mein Englisch zu verbessern. Was für tolle Menschen! Den Abend habe wir mit einem gemeinsamen Essen verbracht das gerade passend beendet war, denn als wir mit dem Beiboot das Schiff erreicht haben, setzten starke Böhen zwischen 25 – 30 Knoten ein. Bei den umliegenden Booten kam Unruhe auf und einige Boote mussten manövrieren und umankern. Mit geschaltetem Tiefenalarm der bei 4m Tiefe anschlagen sollte verlief die Nacht jedoch ruhig.

 

Endless kindness

Die Freundlichkeit der Menschen hier ist einfach unglaublich. Gestern hatte ich zwecks Arbeit ein Restaurant (www.lyxnari-leros.gr) besucht und das Paar, dass das Restaurant betreibt hat mich zutiefst beeindruckt. Zum einen fand ich total toll, dass die Speisen in ihrem Restaurant überwiegend aus dem eigenen Garten erzeugt werden, den ich besichtigen konnte. Katoffeln, Salat, Zwiebeln, Oliven, Orangen, Zitronen, Kräuter, Zuchini, Auberginen, Wein, Guave  und auch Hahn und Henne findet man dort. Bio total!  Darüber hinaus, fand ich innen ein paar Fotos von Zeichnungen die im 2. Weltkrieg von deutschen Soldaten gemalt wurden. Die Inhaberin hat mir erklärt das es ein Haus in Lakki gibt, in dem die Zeichnungen vor zu finden sind. Ein Überbleibsel der bewegten Geschichte der Stadt. Das Haus selber hat für die Einheimischen keinen großen Wert, aber das junge Paar des Restaurants sieht das anders. Die Geschichte der Stadt soll erhalten bleiben. Die schönen Art-Deco Bauten sind leider schon an vielen Stellen angegriffen und es ist wirklich traurig so viel schöne Architektur verfallen zu sehen. Also haben sie eine Initiative gegründet, die helfen soll die Geschichte der Stadt am leben zu halten. Hier ein Einblick in Ihre Arbeit dazu:

Neben den Bauten und dem Haus mit den Zeichnungen gibt es noch mehrere Zeitzeugen, die private Sammlungen zum Thema angelegt haben und die man auf Nachfrage besuchen kann. Leider sind die Schauplätze zu Fuß nicht so gut erreichbar. Obwohl man sich grade erst begegnet ist hat das junge Paar angeboten mich mit dem Auto zu den besagten Plätzen zu führen. Wow! Einfach toll! Ich freue mich schon darauf und hoffe dass ich dann auch die Villa von Mussolini und die alte Psychiatrie besuchen kann.

Am Nachmittag haben wir noch einen Spaziergang zu einem Museum für Kriegsgeschichte gemacht, dass aber leider geschlossen hatte. Draußen konnte ich einen Schnappschuss von einem ausrangiertem Starfighter machen konnte. F-104 – still one of the most beautiful aircrafts ever designed – der mit über 200 Abstürzen eine zweifelhafte Karriere in der Geschichte der deutschen Luftwaffe  absolvierte. (Einen Dank an meinen Onkel Rudi der dieses Hintergrundwissen liefern konnte ). Etwas was mir nun auch schon oft hier begegnet ist sind Ziegen. Die Ziegen in Griechenland haben oftmals große Areale in bergigen Gegenden zur Verfügung, sind überwiegend mit Glocken ausgestattet und so hört man beim gehen oft das klimpern dieser in den Wäldern. Ich denke das ist so das Ideal was ich mir an artgerechter Haltung vorstellen kann. Ich muss sofort an die Kinderserie Heidi denken wenn ich die Glocken höre.

Leros

Nach Samos und Lipsi sind wir nun auf Leros angekommen. Da Lipsi und Leros sehr nah beieinander liegen, haben wir die Fahrt unter Motor vorgenommen. Unser erstes Ziel war der Hafen beim Flughafen auf Leros. Dort sollten wir mit Richard, einem Segelfreund von Kapitän Carsten treffen, dessen Boot dort zu Wasser gelassen wurde. Punktlandung trifft es ziemlich gut, denn gerade als wir den Hafen erreicht haben, war Richard dabei die Segel zu testen und bereitete sich aufs ausfahren vor. Es war also nur ein kurzer Stopp und dann sind wir mit beiden Booten in Richtung Hafen Lakki los. Das erste mal unter Segeln stellte sich gleich ein ganz anderes Gefühl an Bord ein. Der Klang der Wellen, die Bewegung des Bootes  wirken sofort beruhigend. Da die Genua immer noch nicht richtig läuft hatten wir in Punkto Geschwindigkeit aber gegen Richards Boot keine Chance. Diesem Umstand soll aber in Leros der Gar aus gemacht werden und ich bin gespannt wie sich das Segelverhalten der Great Escape dann verändern wird. Nach ca. 1,5 Stunden sind wir dann in den Hafen von Lakki eingekehrt. Lakki eine Stadt mit ca. 1500 Einwohnern ist mit einem beeindruckendem natürlichen Hafen und einer beeindruckenden Historie gesegnet. Von 1912 – 1923 von Italienischen Truppen besetzt gab es nach der Kapitulation Italiens im zweiten Weltkrieg 1943 eine britische Übergangsregierung und wurde dann in einer blutigen Schlacht vom 12. – 16. November von deutschen Truppen zurück erobert. Dies spiegelt sich in der Architektur der Stadt wieder die in der Hafengegend viele Gebäude im Art Deco Stil aufweist. Weiterhin Bemerkenswert ist das in Lakki die größte psychiatrische Klinik Griechenlands zu finden ist. Zeitweise waren hier bis zu 2.700 Menschen untergebracht. Bei der Einfahrt in den Hafen konnte ich das alte Gebäude der Klinik sehen, dass in direkter Gesellschaft einer Villa die ehemals Mussolini gehörte steht. Nach dem Besuch der Duschen in der Werft, die ganz eindeutig die besten Duschen waren die ich bisher auf dieser Reise gesehen habe, haben wir uns mit Richard und einigen Freunden in einem Restaurant am Hafen getroffen. Wie es der Zufall so wollte war Daniel, einer der Gruppe die Richard begleitet hat, Musiker und schon durften wir einer Darbietung seiner Künste lauschen. Er spielt Banjo und singt. Nach zwei Songs gesellte sich noch ein Mundharmonika Spieler der Zufällig dort war dazu und ich fühlte mich wie im tiefsten New Orleans 🙂 Visit: http://www.oldsalt.us/

Lipsi

Obwohl ich Pythagorio recht charmant fand, so fehlte mir doch ein wenig das familiäre Flair das ich sonst vorgefunden habe. Ich war also gespannt was mich in Lipsi erwartet, eine kleine Insel die süd-westlich von Samos liegt. Leider war nicht genug Wind als das es sich gelohnt hätte die Segel hoch zu fahren. Das Wetter etwas bewölkt kutterten wir also mit ca. 6 Knoten in Richtung Lipsi. Die Fahrt führte uns vorbei an Aki, dass wir eigentlich zu erst ansteuern wollten, aber da das Wetter später noch mehr auffrischen sollte, hat Kapitän Carsten es vorgezogen in Lipsi an einer Muring anzulegen. Eine Muring ist ein großer Betonblock der auf dem Grund des Hafens liegt. Daran befestigt ist ein starkes Seil an dem die Boje festgebunden ist. Die Boje schwimmt und markiert so den Platz wo man das Schiff parken kann. Mit einem Bootsmannshaken muss man das Seil der Boje zu fassen bekommen und dann am Schiff festmachen. Das Manöver kann kompliziert werden, da ein Schiff ja nicht ruhig auf einer Stelle stehen bleibt. Klar war es meine Aufgabe das Seil der Boje zu fangen. Die Anfahrt klappte super aber leider kam ich nicht wirklich an das Seil und die Boje hat meine Seite des Schiffs passiert. Carsten hat es dann aber geschafft das Seil auf der anderen Seite einzufangen und gemeinsam haben wir das Schiff dann festmachen können.

Lipsi ist wunderschön. Eine kleine Gemeinde mit ca. 1000 – 1500 Menschen. Die Häuser traditionell griechisch in Weiß und Blau. Verwunschene Gassen, mit schnuckeligen Häusern, freundlichen Farben und wie so oft freundlichen Gesichtern. Absolut zum verlieben.

Der Hunger hat uns dann in eine kleine Pizzaria getrieben, wo es eine der besten Steinofenpizzas gab die ich jemals gegessen habe. Als Abschluss des Abends sind wir noch in einer urigen Fischerkneipe eingekehrt und haben eine Art Ouzo getrunken. Der Wind frischte stark auf und bei ordentlich Dünung ging es dann mit dem Beiboot zurück an Bord.

Am nächsten Morgen haben wir einen kleinen Gang zum Strand gemacht der in einer kleinen Schlucht gut windgeschützt liegt. Gleichmäßig abfallend liegt die Bucht da und die Farbe des Wasser sieht gerade zu einladend aus. Der Strand selber ist aus feinem Kies aber da die Saison noch nicht richtig begonnen hat, ist noch etwas Aufräumarbeit zu tun. Das hat dem malerischen Anblick jedoch keinen Abbruch getan und ich kann mir gut vorstellen das ein Urlaub hier sehr schön sein kann. Die Anbindung an die Fähren ist sehr gut, und da Lipsi ja nicht besonders groß ist, könnte man im Fall das man doch mal etwas mehr Trubel haben möchte mit der Fähre in einer guten Fahrzeit die umliegenden Inseln erreichen. Auch hier war das Auffinden von einem Cafe mit guter Internetanbindung gar kein Problem. Nach einigen Stunden Arbeit, wollte es der Zufall, dass ich Liz und Dave, ein britisches Paar, kennengelernt habe, die wie sie mir berichteten,  sich beim ersten Eintreffen auf Lipsi direkt so in die Insel verliebt haben, dass Sie dort ein Haus gekauft haben. Der Auftakt unseres Gesprächs war die Frage was eigentlich die Realität ist?! und es folgten Gespräche über die aktuelle Lage der EU und den möglichen Austritts von Großbrittanien, sowie die Lage der Flüchtlinge bis hin zu Immuntherapie im Kampf gegen Krebs. Wie sich herausstellte war ich durch Zufall auf regelrechte Prominenz in diesem Gebiet gestoßen, denn Liz war vor Ihrer Rente Professorin an der Universität London wo Sie mit Ihrer Forschung diesen Bereich entscheidend voran gebracht hat. Nebenbei war sie noch die einzige weibliche Professorin in dieser Zeit. Dave nicht weniger Interessant war vor seiner Rente Inhaber einer renommierten Marketingagentur im Zentrum von London. Eine sehr interessante Begegnung die wir gemeinsam mit einem traditionellem Ouzo abgerundet haben.

Samos Pythagorio

Nach einer Nacht vor Anker in Limnionas sind wir wegen dem Wetter weiter gefahren nach Pythagorio. Pythagorio ist nahe dem Flughafen auf Samos und eine etwas größere Gemeinde mit einem Hafen, einer Marina, vielen Bars und Restaurants und diversen Geschäften wo man dies und das bekommt. Verlockend sollen sich in der Marina schöne Duschen befinden auf deren Besuch ich mich freue. Leider stellt sich in einem Moment als die Möglichkeit sich anders zu entscheiden schon vorüber war heraus, dass die Duschen leider nur kaltes Wasser förderten. Strom oder andere Annehmlichkeiten fehlten leider auch. Also kalt duschen! Überlebt!

Als Entschädigung habe ich dann aber die Captains Bar gefunden, die mir neben top Internet auch eine Steckdose direkt am Tisch bot. Mein Spot, dacht ich mir so und hab den nächsten Tag dort arbeitend verbracht. Um diese zu erreichen musste ich morgens aber zunächst mal die Hürde allein mit dem Beiboot an Land zu fahren meistern. Paul der Schiffshund musste auch mit. Der 2,5 PS Motor am Beiboot hat kein Leerlauf. Die Herausforderung besteht also darin, so exakt wie möglich an den Steg zu fahren und den Motor nicht zu früh aus zu schalten. Als nächstes muss der Hund aus dem Boot und dabei darf man nicht den Halt am Ufer verlieren. Wenn man dann selbst aus dem Boot geklettert ist, den Rechner in Sicherheit gebracht hat, muss das Beiboot noch festgebunden werden. Der Tag an Land und das herumschlendern von einem zum nächsten Cafe hat mir zum ersten mal ein richtiges nomadengefühl vermittelt. Gegen Mittag habe ich die kleine Burg besucht die nahe des Hafens gelegen war und bin ein wenig durch das Dörfchen geschlendert.

Am Nachmittag wurde das Wetter immer heftiger und Wind mit ca. 24 Knoten kam auf. Das Wasser schoss an der Hafemauer hoch und die Fahrt mit dem Beiboot zurück zum Schiff war eher weniger angenehm. An Bord hatte ich es abends dann mit sogenanntem „Schwell“ zu tun. So nennt man es wenn das Boot vom Wind sehr stark von einer zur anderen Seite geschaukelt wird und man so beim einschlafen so seine Schwierigkeiten hat.

Samos, Limnionas

Heute morgen ging es dann endlich los. Leinen einholen und sachte ablegen. Bei Wind um die 8 Knoten war leider nix mit Segeln, aber wir sind dann schön an der Küste von Samos entlang geschippert mit Ziel Limnionas. Eine kleine Bucht die laut Beschreibung einen guten Ankergrund bietet und eine kleine Taverne. Losfahren und sich alles gelernte über die Navigation auf See wieder in Erinnerung holen. Wie man auf der Karte ausmisst, welche Kurs man fährt, wo Gefahrenstellen auf der Route sind und wie die Ankerbucht aussieht. Begleitet von strahlendem Sonnenschein war es eine ruhige Fahrt von ca. 3 Stunden bis wir die Bucht sehen konnten.  Sand als Ankergrund und gute 5 Meter Wassertiefe könnte man fast als Ideal bezeichnen. Die Bucht super idyllisch gelegen, frei von Tourismus und Lärm.  Kaum den Anker gesetzt sind wir mit dem Dingi an Land und sind erstmal eine Runde mit dem Hund über die Insel gegangen. Kleine Straßen, mit wenigen Häusern, alle mit wunderschönen Gärten und reichlich Grundstück kamen meiner Vorstellung von Altersruhesitz ziemlich nahe. Eine kleine Villa etwas oberhalb von der Küste die zum Verkauf steht hat diese Vorstellung noch beflügelt. Die kleine Taverne in der grade das Osterfest im Rahmen der Familie gefeiert wurde war sehr einladend und die Preise waren super günstig. Zuchiniklöschen, gebackene Auberginen und ein Glas traditioneller Rezina haben den Abend abgerundet. Wieder an Bord haben starke Fallböhen eingesetzt, die uns gezwungen haben das Schiff nochmals neu zu verankern. Aber danach kehrte seelige Ruhe ein und ich habe traumhaft geschlafen. Diese Bucht kann ich jedem Segler empfehlen.

Boarding

Die letzten Tage waren zwischen Arbeit am Rechner mit den Restarbeiten am Schiff gefüllt. Das Antifouling ist drauf, das Deck ist aufgeräumt und der große Moment in dem das Schiff ins Wasser kommt steht bevor. Es wird auch Zeit denn der Staub und die allmorgentliche Flex der Hafenarbeiter bringt zwar Routine in den Morgen, aber auch eine auf Dauer schwer zu ertragende Geräuschkulisse. Ich mag den Morgen, da ist in der Werft noch alles ruhig und sobald es hier losgeht, bin ich die letzten Tage immer ins nahe gelegene Cafe gegangen um dort am Vormittag arbeiten zu können. Parallel ist hier grade noch das griechische Osterfest, dass mit unserem Weihnachten gleich zu setzen ist. Der Christlich-Orthodoxe Glaube ist angefüllt von vielen Kirchen, vielen Heiligen und pompösen Zeremonien. Während ein Schrein durchs Dorf getragen wird, werden Feuerwerkskörper geworfen und viel Lärm gemacht. Am nächsten Tag wird abends ein Fest mit der Gemeinde gefeiert, auf das zwei weitere Tage folgen in denen in der Familie gekocht und gegessen wird. Eine recht schöne Tradition wie ich finde.

Die Great Escape mit 18,90 m Länge, 5,50 m Breite, 2,90 m Tiefgang, 300 qm Segelfläche und sagenhaften 40t Gewicht soll also ins Wasser. Mit dem frischen Antifouling wirkt sie auch an Land schon sehr beeindruckend. Der Rumpf aus Stahl als sog. Rundspanter Langkiel ein Schiff wie es heute nicht mehr gebaut werden würde, wurde im Jahr 1976 in den Niederlanden gefertigt. Historische Besucher wie Ihre Königliche Majestät Prinzessin Alexandra von Kent fanden hier schon Ihren Platz und nun werde ich ein paar Wochen an Bord von ihr mitreisen.

Das Schiff wird geslippt. Ich hoffe das die Eindrücke auf den Fotos und Videos gut rüber kommen, denn es ist echt ein krassen Schauspiel was in den Minuten hier in der Werft passiert. Auf der einen Seite hat man die Seemannschaft die in Eile die letzten Arbeiten am Boot erledigt und auf der anderen Seite die Werftmitarbeiter die das Boot auf den Slippwagen befördern. Eine absolute Millimeterarbeit! Es ist mir rätselhaft wie die Jungs hier das hinbekommen und das Teamwork das während der Arbeit zu beobachten ist, zeugt von Erfahrung, Routine und Verlässlichkeit. Insgesamt ist die Werft wo wir die letzten Tage hier verbracht haben von meinem leihenhaften Standpunkt aus ziemlich super. Die Mitarbeiter sind durch die Bank weg super freundlich und hilfsbereit. Eine Hand wäscht die andere, wie man so schön sagt und das Flair ist irgendwie familiär. Ari, der hier der Hafenmeister ist, ist zwar Grieche, aber spricht fließend deutsch mit Schwäbischem Akzent wohl bemerkt. Leider habe ich versäumt zu Fragen wie lange er den Job schon macht, aber für alle Fragen oder Probleme hat er eine Lösung. Auch wenn ich selber kein Schiffseigner bin so denke ich kann ich mit absolut ruhigem gewissen behaupten, wer eine Werft auf Samos sucht, der ist bei Ari in Kallovasi bestens aufgehoben.

Und dann ist es soweit. Das Schiff setzt sich in Bewegung. Da die Great Escape ja aus Stahl ist, also mit reichlich Gewicht und sehr viel Tiefgang daher kommt ist das ganze Prozedere ein Highlight für alle Menschen die in den letzten Tagen in der Werft sind. Das schaut man sich an und Fachgespräche werden geführt. Kapitän Carsten hatte mir erzählt das das herausholen des Schiffs schon nicht einfach war, also stand uns ein spannender Moment bevor.  Das quietschen und ächzen des Slippwagens und die Enge der Parklücke in der das Schiff steht machen mir persönlich ja etwas Angst. Unvorstellbar was passieren würde wenn etwas schief geht. Erstmal in Bewegung sieht alles auf einmal ganz leicht aus.

Nach einer Rangieraktion gehts dann rückwärts ins Wasser. Anders als bei den anderen Booten bei denen ich das in den letzten Tagen beobachten konnte, muss Ari hier mit dem Bulldozer sehr weit ins Wasser fahren. Die Maschine heult auf und der Motor des Schiffes dreht hoch im Rückwärtsgang. Die umstehenden Menschen applaudieren nach dem die Aktion geglückt ist und ich eile zum Pier um dort die Leinen des Schiffs entgegen zu nehmen.

Die Aufregung legt sich und an Deck werden die Leinen sortiert, die letzten Dinge an Deck festgebunden und unter Deck alles seefest gemacht. Die Seekarte kommt auf den Tisch und dort werden sehenswerte Plätze markiert, Ankergründe besprochen und schwierige Passagen erörtert. Alle sind froh das das Schiff im Wasser ist und man dem Staub der Werft nun entfliehen kann. Eine sanfte Ruhe kehrt ein und die Anstrengungen der letzten Tage segnen uns alle mit einem tiefen und festen Schlaf.