Der Freitagmorgen startet für mich unschön, da mich eine ernste private Nachricht erreicht hat und ich gegebenenfalls meine Reise abbrechen muss. Nach dem ich also den Vormittag damit verbracht habe nach Rückreisemöglichkeiten Ausschau zu halten, hat Christiana mich mit Ihrem Besuch und der Einladung auf Ihr Boot glücklicherweise auf andere Gedanken gebracht.
Das Boot von Christina und Frank lag nun schon länger als geplant in der Werft. Es waren mehrere Problemstellen identifiziert worden, die zunächst behoben werden mussten, bevor das Boot ins Wasser kann. Zwei Tage zuvor sollte der große Moment eigentlich stattfinden, aber beim Einlassen des Bootes ins Wasser ist ein weiteres Leck aufgetaucht. Durch die Umstände ähnlich wie ich ans Land gebunden traf sich die Gelegenheit etwas Zeit miteinander zu verbringen. Christiana und Frank (N.Y.) hatten meine Sympathie sowieso schon gewonnen. Beide sehr warmherzig, witzig, offen und charmant schafften es durch ihre bloße Anwesenheit mich den Kummer des morgens und die schon etwas anstrengende Situation an Bord schnell vergessen zu lassen. Am Abend zuvor hatten wir überlegt mit Fahrrädern nach Panteli zu fahren wo es einen schönen Stand geben sollte. (Ich hatte zugegeben das ich in den vergangenen 3 Wochen noch nicht ein einziges mal schwimmen war :-)). Da ich aber kein Fahrrad dabei hatte und der Wind so stark war das ein schnelles Übersetzen mit dem Beiboot eher umständlich ist als hilfreich war, hat Christiana mich eingeladen ihr Boot zu besuchen. Soweit mein schlechtes Namesgedächtnis es zulässt ist das Boot von Christiana und Frank eine modernere Version eines Boots das durch eine traurige Geschichte populär wurde. Ein Mann der zwei junge Damen an Bord hatte geriet in einen Sturm. Die Damen wurden gerettet, der Eigner aber blieb an Bord da fälschlicherweise angenommen wurde er wäre vom Sturm ins Meer befördert worden. Das Boot wurde dann Wochen später unbeschadet viele Kilometer weiter aufgefunden. Von dem Eigner fehlte jedoch jede Spur. Die Unverwüstlichkeit des Bootes war der Grund für die Kaufentscheidung von Christiana und Frank. Ich war also gespannt dieses Boot zu sehen. Mit ca. 12m deutlich kleiner als das Boot von Carsten fand ich es geradezu schnuckelig. Innen mit wunderschönem Teak ausgebaut, zahlreichen Staumöglichkeiten, einer kleinen Pantry und einer Achternkabine für 2 Personen perfekt für eine Tour als Paar. Passend zum Ende einer kurzen Plauderei rückte auf einmal der Kran an und der große Moment in dem das Boot ins Wasser kommt war da. Jetzt musste nur noch das Leck auch dicht sein, damit der Tour der beiden nichts mehr im Weg steht. Mit fest gedrückten Daumen habe ich den Vorgang beobachtet und tatsächlich verließen die beiden überglücklich wenige Minuten später den Hafen.
Gegen 7 Uhr haben wir uns erneut getroffen und Christiana und Frank haben mich mit dem Auto nach Panteli mit genommen. Panteli ist der nächst gelegene Ort von Lakki aus in nördlicher Richtung. Obwohl die Dämmerung schon fast einsetzte haben wir es uns nicht nehmen lassen einen kurzen Sprung ins Meer zu machen. Das Wasser war erstaunlicher weise sehr warm und kein bisschen unangenehm. Ich glaube zwar das die Menschen die in dem umliegenden Cafes saßen uns für völlig verrückt gehalten haben aber nach dem heißen und drückendem Tag tat es unglaublich gut schwimmen zu können. Trotz Salzwasser fühlte ich mich das erstmal seit Tagen in einer Form von sauber 🙂
Nach dem Besuch am Stand sind wir zu der Burgruine gefahren die man von Lakki aus oben auf dem Berg sehen kann. Leider war diese geschlossen, aber der Blick von dem Berg oben runter in die Bucht war toll. Christiana hat mir berichtet das vom Eingang der Burg aus schier endlose Stufen ins Dorf runter führen und es eine alte Dame gibt die an den geöffneten Tagen diese Stufen hoch geht um die Burg auf zu schließen und am Abend das Ritual wiederholt um die Burg wieder ab zu schließen. Der Blick von der Burg zeigte auf Aqua Marina und wir konnten das Restaurant sehen von dem Richard am Abend zuvor berichtet hatte. Das Restaurant direkt am Wasser gelegen wurde von einer alten Windmühle begleitet die untypisch in der Bucht errichtet worden war. Da wir alle nach dem Schwimmen hungrig waren, beschlossen wir dort einzukehren. Das Restaurant Mylos traditionell eingerichtet, mit einer exquisiten Auswahl an Speisen verwöhnte uns mit Decken, einen Backgammon Spiel und einem Kellner der uns in punkto Windmühle aufklären konnte. Der untypische Ort an dem sie errichtet worden war basierte auf der guten Strategie des ehemaligen Eigners. Er hatte erkannt das dort in der Bucht die besten Winde vorzufinden waren und der Transportweg des gemahlenen Guts unbeschwerlicher war als bei den Geschwistern auf dem Berg.
Sumasumarum ein wunderschöner Tag voll von Ereignissen genau das Richtige um die Sorgen des Morgens zu vergessen. Ich bin mir nicht sicher, aber da Christiana von Beruf Coach ist, habe ich vermutet das es einem Teil ihrer Profession geschuldet war das die beiden sich so lieb meiner angenommen haben. Aus dem Blickwinkel betrachtet muss ich meinen Hut vor dieser sanften Professionalität ziehen. Deshalb hinterlasse ich hier Ihre beruflichen Kontaktdaten:
Christiana Wall, MSW
Relationship Coach, PLC & NYS Certified Meditation
71 Fern Hill Rd. Ghent NY, 12075
Cell: (518)-755-4540
c.wall.email@gmail.com
Die letzten Tage an Bord waren für mich etwas anstrengend. Durch den starken Wind war das hin- und her von Land zum Boot und zurück eher beschwerlich. Viel Arbeit zwingt mich mehr oder weniger an Land, denn eine gute W-Lan Verbindung erleichtert das arbeiten sehr. On Top die etwas unterschiedlichen Lebensrhythmen von Carsten und mir und nun auch noch eine private Schwierigkeit haben mich zu dem Entschluss gebracht das es vielleicht besser für mich ist von Bord zu gehen. Da ich frühestens nächsten Dienstag oder Mittwoch zurück nach Deutschland kann, hatte ich überlegt mit der Fähre zurück nach Lipsi zu fahren und mir dort für ein paar Tage ein Zimmer zu nehmen. Die Aussicht eine Dusche, Platz, weniger komplizierte Wege, mehrere fußläufig erreichbare Strände und ein paar Tage um etwas zur Ruhe zu kommen sind eine attraktive Aussicht. Christiana hatte vorgeschlagen am Sonntag mit allen drei Booten den Trip nach Lipsi gemeinsam zu unternehmen und dem Samstagabend in Panteli in der Paradiso Taverne zu krönen die jeden Samstagabend Livemusik anbieten. Sie war darauf gekommen da Adrian, der Mundharmonikaspieler der ein paar Tage zuvor mit ihrem Sohn gespielt hatte sie darauf hingewiesen hat. Ein Abend mit Tanz und Musik gefolgt von einem Segeltrip mit 3 Booten ist so ziemlich das Beste was ich mir als Abschluss dieser Reise vorstellen kann 🙂